Portraits-Namaste

Rose
Rosen, Rosenblüten überall, Rosenduft im Haar und Lavendel in den Augen, – die Liebe, sie ist vergangen. Ein Jahrhundert Leben, verschmitzte, allwissende Augen lächeln. Runzeln und Fältchen, im Herzen ein junges Mädchen.

Frieda
Als Wirtin braucht man flinke Beine, Fröhlichkeit und auch Humor. Wenn der Kopf schwer ist, du müde bist und wenn die Beine schwächeln, setze dich mit einem Lächeln in den nächsten Blumentopf. Gar nicht schlecht, die Blumen haben auch überlebt.

Alois
Ein kleiner Bub ohne Schuhe, herumgereicht, zu einer Zeit als Kinder nicht immer Kind sein durften. Kinderarbeit, Kälte und kein Zuhause. Später ein „Zuhause“geschaffen, mit einer tüchtigen Frau zwei Häuser gebaut, wunderbare Kinder groß gezogen – und dann die Erkrankung. Verzweifelter Zorn, es ist nicht gerecht das Leben – aber der Funke Feuer birgt Kraft und legt Spuren

Susanne
Die Elster – Geschmeide am schönen Kleide, funkeln und glänzen, Gebinde aus Blumenkränzen. Mehr nehmen denn geben, im Leben, mehr Schein als Sein. Kann man sich Liebe erstehlen?

Hilde
Veilchen im Frühling, ein betörender Duft, die Natur erwacht, die Schmerzen auch. Nebelschleier lichtend, sehnend die Wärme, hoffen auf gute Tage und immer wieder die Frage – was kommt morgen.

Franz
In sich verkrochen und zurückgezogen, Bauernstolz und Ehre sind zerbrochen, der Hof verloren. Versteckter Zorn findet kleine Ritzen, die blauen Augen blitzen. Zwei Frauen bringen Wein und Blumensträuße. Ein „Achterl Wein“ , schenk ein den holden und lass uns den Tag vergolden.

Erich
Sehnsucht, Träume, die Liebe und Musik – Glücklich sein. Als Kind das Augenlicht verloren. Bürsten binden, Heime, kein Zuhause, die Unausweichlichkeit, lauernd auf alles, was in der Welt passiert. Alles Schreckliche türmt sich auf und drängt, immer wieder hin – zur Explosion.

Irmgard
Kinder waren ihr Leben. Sie strahlt, wenn sie von ihrer Zeit als Kindergärtnerin erzählt, die eigenen sind nicht mehr da. Trotz hohem Alter hat sie etwas von Leichtigkeit bewahrt, die Gedanken fliegen – wie Blätter im Wind, hüpfen, wirbeln, treiben davon, unaufhaltsam, ohne Wiederkehr.

Ella
Das Herz versagt, nun schlägt ein wundersam neues Herz in der Brust. Es bedeutet Leben, weiterleben doch: Das Gedächtnis im hier und jetzt hat sich verabschiedet, stumpf der Tag, fernsehen, nichts Neues – und ewig grüßt das Murmeltier.

Lisa
Tok, tok, tok, verzweifelt, ruft der Stock – ruft: „ich bin allein, hilf mir“, selbst das rote Käppchen nützt mir nicht. Jeder Tag mehr reduziert auf das Körper ICH. Die Abhängigkeit: abtauchen in die Innenwelten und die Bedürfniswelt des Körpers – sie will ihr Recht – hilf mir, schnell, bevor mich der böse Wolf frisst.

Karl
Herr Karl, 96, von Beruf Eistransporteur, im Leben ein begnadeter Charmeur. Die Damenwelt erinnernd, Traumtänzer und immer allein, kalt ist es geworden.

Marija
Erinnerungen zum Nationalfeiertag, auf der Flucht, Schüsse, Partisanen, Kampfgeschrei – und wo ist mein Bruder? Angst, Vertreibung und Flucht in den „Woazacker“, an der Grenze im Oktober, es ist kalt. Weglaufen, immer wiederkehrende Gedanken, tüchtig im Leben und immer wieder die Frage: „Wo ist mein Bruder“

Heinz
Wenn die Gegenwart und die Erinnerungen sich allmählich ins NICHTS auflösen. Bilder und Menschen nicht mehr erkannt werden. Nur einzelne Gedächtnisräume bleiben, stets veränderlich. Schwere, düstere Schatten treiben durch die Lebenslandschaft. HUMOR ist ein Weg zur Kontaktaufnahme, ein Seil zum festhalten, in dem Chaos der Gefühle.

Theresia
Damenkleidermacherin, weizenblondes Haar, Kornährenfrau, ein Band im goldenen Zopf, der Schalk blitzt aus den Augen. Kleider machen Leute, sagt man in London, Wien und in Paris. Sagt`sund zupft an meiner Arbeitsjacke.

Veronika
Zwei Gesichter, die Härten des Alltags und den Untergang erlebt. Den Krieg, das Nichts, das Herz zerbrochen. Vom Leben gebeutelt und erschüttert, hart geworden, gierig, der Blick auf Abgründe – und ein Herz voller Heimweh

Therese
Der Vorhang fällt, die Welten trennen sich. Das frühere Leben, lang schon ist es her, das Leben als Bäuerin. In Gedanken den Garten, die Felder hegen. Die Schleier in den Augen, die innere Immigration als Schutz, um die Einsamkeit zu tragen.